Abend Uli
Der Filter-Linearization tab invertiert vorhandene Phasenverzerrung. Zb von der Weiche. Oder auch vom Lautsprecher oder DC Filter etc. Deswegen sind dort 3 Gruppen vorhanden. Das ist Primär eine Hilfe um passive Lautsprecher mit einem Filter komplett nachzubilden.
Beispiel Box: 2 Wege, Bassreflex
Dann schiebt hier rein die Übergangsfrequenz im Mittelton die Exzessphase. Dann trage ich bei Crossover zB 1000Hz - LR12dB ein. Übrig bleibende Phasendrehung sollte ignoriert werden.
Dieser Bereich ist deswegen interessant, weil er lediglich die Exzessphase der Weichen korrigieren kann. Man läuft nicht Gefahr, sich als Mensch der versucht den Strich auf gerade zu biegen, sich an Minphasigen Bereichen zu vergreifen. Normalerweise sollte eine Phasenkorrektur ein fließender Übergang sein.
Wann immer ich jedoch an den Reglern zog, hatte ich Hügel und Wellen in der Gruppenlaufzeit (wenn man sich nur den Filter als WAV mal in REW öffnet und GD ansieht).
So viel dazu. Zurück zu Rainers konkretem Fall ... hab ich mich eventuell verlabert und nicht aufmerksam gelesen
Etwas schwerer wirds bei 4 Wegen. Das habe ich übersehen.
Dann muss man die Sache vielleicht doch anders angehen. Prinzipiell wird das System ja ein Bandpass von zB 30-30000Hz. Um Vorschwinger zu verhindern, sollte die Phase des Gesamten Systems also der Minphase dieses Bandpasses entsprechen und nicht komplett linear sein. Quasi wie ein Breitbänder.
Vielleicht muss man doch anders ran:
Ich würde relativ nah am Lautsprecher, vielleicht mit mehreren Mittelungen, halber Meter Abstand, eine reflektionsarme Messung jedes einzelnen Chassis auf Achse machen. Wir haben Datei "Messung".
Im Tiefton eher Nahfeld (1cm), im Hochton eher Fernfeld (1m) mit 4-10 Mittelungen, und im Mittelton muss man halt die Balance zwischen beidem finden
Schwierige Sache im Mittelton.
Zusätzlich hilft Fenstern und oder FDW dazu. Vorsicht nicht so kurz Fenstern dass der Tiefton ansteigt, dann stimmt die Phase nicht mehr! Dies dann als WAV exportieren, mit Fensterung an und Minphase aus. Sagen wir ergibt Datei "Messung_Fenster". Diese wieder öffnen in REW!
Auf dieser Basis kann man eigentlich (gerade bei 4 Wege wahrscheinlich nur schmalbandig) sehr gut ausreichend mit nur einem male mit REW Equalizer linearisieren, von einer Oktave unter bis über den späteren Einsatzbereich. Das mehrfache hin und her kann man sich hier dann sparen. Einmal EQ exportieren, und einmal "Messung_Fenster.txt" auch als Text exportieren...
Jetzt weiter in Rephase, wir laden die Messung_Fenster.txt.
Dann den EQ und sind mit dem Frequenzgang schon fertig.
Jetzt geht es an die Phase. Um diese Buckel in der GD zu verhindern, wollen wir erstmal nur die Drehungen (Auf und Ab zwischen +180 und -180 ) nahe 0 punkt bringen. Dazu bieten sich die obigen Filter-Linearisations gut an.
Kommt man damit schon nahe 0, kann man ganz vorsichtig mit breitem Q noch etwas näher an den 0 Punkt. Aber man sollte hier tunlichst vermeiden wie im Frequenzgang mit vielen Bänken schmalbandig hin und her zu ziehen. 2-3 ganz breite Q<1 maximal.
Je reflektionsfreier die Messung desto penibler darf man sein. Das ist wichtig. Ein schmales Auf und Ab das aus einer Reflektion oder dem Frequenzgang her rührt sollte man eher nicht anfassen.
Richtig gut sollte die Phase im Bereich der Trennfrequenz nahe 0 sitzen.
Passt das, setzen wir am Schluss noch die (nehme an das ist euer Ziel) linearphasige Weiche oben drauf und speichern. Unabhängig vom verwendeten Filterformat, kann man hier einmal als WAV exportieren um es in Rephase zu kontrollieren -> "Filter.wav"
Wir kontrollieren in REW ob wir keine schmalen Buckel in der GroupDelay haben.
Alles ok falten wir "Messung_Fenster" * "Filter" und erhalten hoffentlich einen linearen Frequenzgang und Phase mit schön symmetrischer Sprungantwort. Dann machen wir das für alle Treiber.
Die Summe aller Treiber, quasi das fertige System, wird jetzt aber Vorschwingen haben müssen, weil die Phase aller linear ist, obwohl der Frequenzgang im Bass und Hochton (zb unter 30 und über 30000Hz) abfällt. Wir müssen also wieder die Phase des gesamt Systems absichtlich verzerren, um auf das Ergebnis der Minphase unseres Bandpasses zu kommen. Wie machen wir das?
Hier wird es knifflig. Am einfachsten wäre es, wir erstellen eine neue Datei in Rephase und tragen im Filter-Linearization Tab unseren Bandpass ein. Zum Beispiel, läuft unser Gesamtsystem linear von 30-30000Hz, der Hochtöner fällt oben mit 24dB/Oktave bzw 4te Ordnung ab, und der Bass auch da Bassreflex (oder bei Geschlossen nur 12dB/O bzw 2nd Order). Wichtig, fällt der Bass ähnlich Butterworth 4te Ordnung ab, trägt man die Frequenz des -3dB Punkt ein (nicht die niedrigste die noch 0dB hat bevor es abfällt). Bei LR compensation muss man die Frequenz des -6dB Punkts eintragen.
Nun kommt der springende Punkt: Wir gehen zum ersten "General"-Tab und stellen bei TIME auf INV.
Dadurch wird die obige Bandpassphase nicht mehr kompensiert, sondern erzeugt. Wir speichern den diesen Filter als "PHASEINV.wav".
Am Ende muss man dann jeden einzelnen Filter für jeweiligen Treiber in REW mit der Invertierung Falten. Zb "FILTER_TIEFTON.wav" * "PHASEINV".
Dies mit allen 4. Das Resultat ergibt den finalen Filter für jeden einzelnen Treiber.
Jetzt sollte die Messung unseres kompletten Systems am Hörplatz Vorschwinger-frei sein.
Wenn nicht, gibt Bescheid mit Screenshots, dann gibts noch nen Trick. Aber das wird zu komplex und ich laber eh schon zu viel