Audiovolver von Audiodata/Definiteaudio

Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Rudolf und Joe,
Rudolf hat geschrieben:Ist zwar etwas peinlich für mich, aber wenigstens habe ich keinen Unsinn verzapft.
und ich habe mit den geschätzten 250ms vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Ich glaube, um überhaupt was filtern zu können mit der FIR-Technik, muss der Filtersatz mindestens so lang sein wie eine halbe Schwingungsdauer des zu filternden Signals. Die Schwingungsdauer von 20Hz ist 50ms (Kehrwert der Frequenz). Also 25ms ist Minimum. Aber locker das Fünffache davon ist nötig, wenn vernünftige Flankensteilheiten bei dieser Frequenz erreicht werden sollen. Wären 125ms. Das deckt sich gut mit Herrn Sieglers Aussage.

Ich glaube aber, es gibt noch einen zweiten Grund dafür, warum speziell im Tiefbass die analoge Regelung der digitalen Steuerung überlegen ist. Die Membranauslenkungen sind im Bass erheblich höher als bei höheren Frequenzen. Die Membranauslenkung nimmt, bei konstanter Membranfläche und konstantem Schalldruck, nämlich quadratisch zu mit sinkender Frequenz. Bei höheren Pegeln kommt so ein Basschassis schnell in den Bereich, in dem die Membranauslenkung nicht mehr linear mit dem eingespeisten Strom zunimmt. Das kann eine analoge Gegenkopplung bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Eine digitale Steuerung konzentriert sich in der Regel aber auf die linearen Fehler eines Lautsprechers.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Franz,

ich hätte da eine Bitte an Dich, wenn Du den Audiovolver bei Dir testen solltest.

Wenn ich das richtig verstanden habe, wird doch erst mal die Impulsantwort Deines Systems am Hörplatz aufgenommen. Dann berechnet Herr Schippers in Ruhe die FIR-Koeffizienten und spielt Dir das auf den Audiovolver. Dort kann man zwei verschiedene Filtersätze ablegen und sie durch Umschalten vergleichen.

Wenn Du nun einen Unterschied hören solltest, wenn der Audiovolver eingeschleift ist, wüsstest Du aber nicht, woher er denn kommt. Von der Änderung des Amplitudenfrequenzgangs oder von der Laufzeitkorrektur oder von beidem. Wenn Du nun Herrn Schippers bitten würdest, Dir zwei Filtersätze zu machen, einen, bei dem nur die Laufzeitkorrektur gemacht wird, ohne den Amplitudenfrequenzgang zu beeinflussen, und einen, bei dem Amplitude und Laufzeit korrigiert wird, so wie er das für richtig hält. Ok, wenn Du in beiden Fällen nichts hörst, war der Aufwand vergeblich. Wenn Du aber einen Unterschied hörst, und ich vermute, dass Du immer einen hören wirst, wenn der Amplitudenfrequenzgang nennenswert verändert wird, kannst Du die Effekte getrennt beurteilen.

Dieser Hörtest wäre speziell mit deinem geschulten Gehör an Deinen Lautsprechern, bei denen ja dank Subtraktionsfilter Phasenkorrektheit zwischen den Wegen herrscht, aber dennoch eine Über-Alles-Laufzeitverzerrung bleibt, besonders interessant. Denn für den Audiovolver gibt es ja nur noch diese Über-Alles-Laufzeit zu korrigieren, anders als bei konventionellen Kontruktionen. Bei letzteren ändert sich nämlich mit der Laufzeitkorrektur der einzelnen Wege zueinander auch das Abstrahlverhalten der Lautsprecher bei den Übernahmefrequenzen. Bei Dir könntest Du so wirklich rausfinden, ob die absolute Zeitrichtigkeit Relevanz hat, ohne mit anderen Effekten vermischt zu werden.

Viele Grüße
Gert
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Gert,

ja, guter Vorschlag. Ich werde Herrn Schippers bitten - am kommenden Dienstag, 10 Uhr, ist der Termin - das so zu machen, wie du vorschlägst. Falls es dir möglich sein sollte, könntest du auch sehr gerne dabei sein. Nur so als Einladung. Es kann übrigens jeder dazu kommen, der Lust und Zeit hat. Wäre bestimmt sehr interessant für uns alle.

Ich werde jedenfalls nach getaner Arbeit darüber berichten, ob, was und wie sich getan hat.

Gruß
Franz
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Franz,

vielen Dank für die Einladung! Leider ist meine Terminkalender nächsten Dienstag randvoll, so dass ich nicht werde teilnehmen können. Aber ich bin sehr gespannt auf Deinen Bericht!

Viele Grüße
Gert
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Franz
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Beitrag von Franz »

Wollte hier mal ein Bild von Berts Anlage zeigen, mit der wir den audiovolver angehört haben. Bert war so freundlich und hat mir das Bild weitergereicht und für's Forum freigegeben:

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Und so angespannt lauschten wir :D :

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Und hier wurden wir ordentlich gestärkt - tolles Buffet, dank nochmal dafür:

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Gruß
Franz
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hifiwilli
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Beitrag von hifiwilli »

Hai Franz,

hör mal genau hin (machst du eh :D )

Warte gespannt auf deinen Bericht. Davon hängt ja ab, ob ich Herrn Schippers auch mal hier einlade.

LG
Jürgen
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Franz
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Beitrag von Franz »

Das mach ich Jürgen. Da muß sich schon was Außerordentliches tun. Wenn da was geht, dann wird´s wohl eher am Raum liegen. Naja, einfach mal hinhören. ich meld mich dann wieder.

Gruß
Franz
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo,

ich habe mal auf der Homepage von audiodata gestöbert und siehe da, die Bässe der Avancé sind sensorgeregelt:
audiodata hat geschrieben:Als Topvariante ist die Avancé direkt ab Werk, aber auch nachrüstbar, mit einem von unserem Spitzenmodell Sculpture her bekannten Elekronikmodul als teilaktiver Lautsprecher lieferbar. Tiefgang bis 20 Hz, die Präzision eines sensorgeregelten Systems und die flexible Einstellbarkeit des Tieftonbereiches auf jede Raumgröße bieten eindeutige Vorteile gegenüber rein passiven Systemen. Die Kraft von 4 x 180 Watt Endstufenleistung entlastet zudem den Verstärker für den Mittel-/Hochtonbereich ganz erheblich, so dass hier entsprechend kleiner geplant werden kann. Der Tieftonbereich kann optional wie ein externer Subwoofer angesteuert und eingepegelt werden und stellt so eine technisch und optisch perfekte Gesamtlösung dar, welche ohne ein zusätzliches Gehäuse im Hörraum auskommt.
Kein Wunder also, dass es da vom Audiovolver nicht viel zu Verbessern gab. :mrgreen:

Viele Grüße
Rudolf
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Franz
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Beitrag von Franz »

Obwohl Bert nicht hier angemeldet ist, liest er ja mit. Ich bin in Mailkontakt mit ihm. Das hat er mir mal mitgeteilt, vielleicht hilft das zum Verständnis dessen, was der audiovolver macht und wo er eingreifen kann, wenn man es wünscht:
Hallo Franz,

ich habe im anderen Forum mal ein wenig mitgelesen und ich glaube es wird immer noch einiges falsch verstanden. Der Audiovolver ist nur "nebenbei" eine digitale Raumkorrektur sowie Lyngdorf und Co. Die Korrektur der Sprunganwort und Phase des Lautsprechers ist der eigentliche Clou. Das man das bei mir nicht so deutlich gehört hat, liegt auch daran das ich den eigentlichen Klangcharakter des Lautsprechers erhalten wollte. Du kannst bei Dir dann gezielt eingreifen, also etwas mehr Körper oder so.

Ob ein Lautsprecher zeitrichtig ist hat nichts damit zu tun ob er aktiv, geregelt ist. Herr Schippers wird bei Dir auch die Sprungantwort messen und dann erst kann man es erkennen. Ich bin auf das Ergebnis mal sehr gespannt.

Denke nur immer daran, wenn Dir am Anfang etwas nicht gefällt, kann man später alles ändern.
Gruß
Franz
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Bert,

vielen Dank für die zusätzlichen Erläuterungen. Dass geregelte Lautsprecher keinerlei Korrekturen bedürfen, war natürlich scherzhaft gemeint!

Viele Grüße
Rudolf


PS: Du bist herzlich willkommen, auch auf direktem Wege bei uns mitzumachen. :cheers:
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Franz hat geschrieben:Das hat er mir mal mitgeteilt, vielleicht hilft das zum Verständnis dessen, was der audiovolver macht und wo er eingreifen kann, wenn man es wünscht:
Hallo Franz,

wenn ich da "Korrektur der Sprungantwort" lese, hilft mir das nicht zum Verständnis, im Gegenteil, bei mir verbindet sich mit diesem Begriff eher ein anderer, der einer Art "Nebelbombe".

Gert hat in seiner vorzüglichen Erklärung des Audiovolver diesen Begriff nicht gebraucht. Friedrich Müller, Johannes Siegler und auch Jochen Kiesler nehmen diesen Begriff nicht in ihr Erklärungspektrum auf.....warum wohl ?? :wink:

Audyssey spricht ebenfalls in keiner technischen Darstellung ihres hervorragenden RK-Systems (das ich seit über einem halben Jahr mit vollster Zufriedenheit einsetze) von diesem Begriff.

Gruss Sigi
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JOE
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Beitrag von JOE »

Bei Wikipedia lese ich (als technisch interessierterr Laie):

Die Sprungantwort oder Übergangsfunktion ist das Ausgangssignal eines eindimensionalen, linearen, zeitinvarianten Systems, dem am Eingang die Heaviside-Funktion (auch Sprungfunktion genannt) zugeführt wird. Da die Sprungantwort über die Laplacetransformation mit der Übertragungsfunktion verbunden ist, kann die Übertragungsfunktion (näherungsweise) aus der Sprungantwort ermittelt werden. Im Vergleich zur Impulsantwort ist dabei vorteilhaft, dass ein Sprung als Eingangsgröße bei einem realen Aufbau in der Regel einfacher als ein Impuls zu verwirklichen ist. Damit ist die Sprungantwort eine wichtige Kenngröße des Systemverhaltens. (Hervorhebungen von mir)

Jetzt sind unsere Experten gefragt.

Gruß
Joe


PS: Andere LS-Hersteller sprechen durchaus von der Sprungsantwort und finden sie wichtig, weil sie einerseits zeigt / zeigen soll, wie gut der LS in der Lage ist, dem Signal zu folgen und wie schnell er sich wieder beruhigt. Die Simultanität der einzelnen Chassis dagegen wird für nicht so bedeutsam gehalten, wenn gewisse Grenzen nicht überschritten werden.
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Joe,

schöne Definition, die am einfachen RC-Beispiel auch schön aussieht.
Ob man aber ein hochkomplexes Gebilde, wie unsere geregelten Aktivlautsprecher, auch so einfach damit "erschlagen" kann, bezweifele ich mehr denn je.
Naja, warten wir ab, was Franz heute gehört hat, wenn seine FM 501 ("endlich") mit richtiger "Sprungantwort" spielen. :wink: :mrgreen:

Gruss Sigi
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Sigi, hallo Joe,
Kienberg hat geschrieben:schöne Definition, die am einfachen RC-Beispiel auch schön aussieht.
Ob man aber ein hochkomplexes Gebilde, wie unsere geregelten Aktivlautsprecher, auch so einfach damit "erschlagen" kann, bezweifele ich mehr denn je.
das hängt alles miteinander zusammen, Frequenzgang, Phase, Gruppenlaufzeit, Impulsantwort, Sprungantwort und Übertragungsfunktion. Ich schreib' was dazu heute abend, wenn's recht ist.

Gruß Gert
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Gert,

besten Dank schon vorab für diesen Beitrag.
Ich bin sicher, deine Art, technische Zusammenhänge darzustellen wird uns helfen, den (oft sehr nebulos verwendeten ) Begriff der "Sprungantwort" richtig einzuordnen und zu bewerten.

Bei deinen Beiträgen zeigt es sich immer wieder, nur wer eine Sache selbst wirklich verstanden hat, kann diese auch verbal so formulieren, dass sie dann auch Andere verstehen.

Gruss Sigi
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