Moin Sigi
Gute Ideen! Wie wärs auch mal wenn wir ein paar Schritte und Fehler auflisten für
die Neueinsteiger, quasi ein ABC fürs richtige Messen in Acourate?
Imho relevant 3 Punkte:
1. richtige Ausgabe, Pegel digital & analog
2. richtige Ausgabe, im Raum / am Lautsprecher
3. richtige Aufnahme, Mikro & Verstärkung
1. Mess-Signal-Pegel
a) Software: gute Treiber und Soundkarte setzen mal nicht die allerbilligste
Software vorraus. Da Acourate ASIO verwendet, spricht das schon mal für die meisten
Soundkarten die ein echtes Asio haben und kein Asio4all. Ab ca 100€ aufwärts wirds
brauchbar. Ausnahmen ausgenommen.
b) Auspegeln: Die Soundkarte läuft mit hohem Pegel rauschärmer. Man sollte sich also
am oberen Ende bewegen. -6dB scheint mir vernünftig um wenigstens 1 bit vom Clipping
weg zu bleiben. Vorsicht bei Vorfiltern (im Logsweep zB oder Convoler), diese
sollten genormt sein oder man muss noch weiter runter mit dem Pegel.
c) Dann gehts weiter zum Vorverstärker, der idR der Kontroll-Flaschenhals vor den
unlimitierten Endstufen ist. Hier lieber mal klein anfangen und hoch tasten. Dies
geht jetzt nahtlos in den nächsten Punkt über:
2. Lautsprecherausgabe im Raum
a) Genrell: Lauter ist besser. Da die Natur dauernd stört
Ab 30dB Rauschabstand
(Hintergrund zu Messpegel) fängt es an brauchbar zu werden. 60dB SNR wären grandios.
Besser kommt nur der Meister im Studio. Aber, Vorsicht, man kann hier auch
übersteuern:
b) Das Gehör. Offensichtlich. Ein Oropax sollte pflicht sein. Wer das nicht braucht
ist entweder taub, misst Nahfeld, oder macht was falsch
c) Der Lautsprecher: Mechanische Übersteuerung von Subsonic (<50Hz) geht schnell mit
nur wenigen Watt selbst beim Tieftöner. Hier langsam rantasten. Hochtöner nicht mit
Bass messen. Max 2-3 Oktaven unterhalb Einsatzfrequenz anfangen zu sweepen reicht.
Dann elektrisch. Das trifft eher kleine Spulen, gerne Hochtöner. Lange Sweeps auf
schmerzhaften Pegeln (zb >10 Watt, 1-2 Minuten lang) können so manchen Hochtöner
schon grillen! Hier lieber kürzer oder leiser.
d) die Umgebung: sollte ruhig sein. Versteht sich. Je leiser desto besser. Wenn
draußen sollte man sehr laut messen, mehrfach messen und mitteln (je verdoppelung
gewinnt man 3dB SNR), Wind vermeiden!! Selbst ein sanftes Lüftchen macht Subsonic
hohen Pegel. Wind mit Schaumwand mildern oder Windschutz auf Mikro (Vorsicht:
verändert Mic-Kalibrierung). Auch drin wenns leise ist unterschätzt man idR Rumpeln.
Nicht bewegen! Beinknochen auf Parket rumpelt stark. Ein Rutschen auf dem klebrigen
Ledersofa rumpelt. Oder das Holz-Stuhlbein knackst, rumpelt auch! Auch kann mal
Möbiliar knacksen weils sicht während dem Messen bewegt. Hier sollte man nochmal von
vorn beginnen. Der Nachbar kann das Auto schließen, die Frau die Wohnungstür im
Erdgeschoss, Wind im Durchzug Nachbarraum, Kinder laufen stampfend, Waschmaschine
schleudert. Auf alles achten! Besonders wenn man den Subwoofer im Raum misst. Das
ist hin. Besonders die Phase! Beim Klirr messen auch vorher die Gläser und Tassen im
Schrank auseinander rücken damit nix klappert. Tür 1cm öffnen.
3. Die Aufnahme
a) Das Mikro: Besonders wenn billig, sollte dies nicht an die 130dB Grenze betrieben
werden. Es klirrt schnell stark. Generell könnte die PiMalDaumen Regel sein: Auf 1
Meter Distanz Mikro-LS sollte das Ohr auf 3-4 Meter Entfernung etwas weh tun
(Mittelton). Dann hat man wahrscheinlich 90dB im Mikro was gut passt.
Hat man jetzt wie weiter unten beschrieben ausgepegelt, sollte man bei
Nahfeldmessung entsprechend Leise drehen. Bei 3-4 Meter Mikro Abstand sind idR
Lautsprecher oder Nachbarn das Limit.
b) Der Vorverstärker: sollte gut verstärken damit es weniger Rauscht (im Preamp),
aber nicht zu ernst nehmen, der Raum rauscht mehr! Mehr Vorsicht sollte dem Clipping
gelten. Hat man noch keine Vorfilter und weiß nicht wie linear der Lautsprecher ist,
sollte man auf ca -18dB Rauschen einpegeln. Moden oder Resonanzen springen hier
schnell 12dB oder mehr hoch. -6dB sollte man vermeiden da der Preamp auch klirrt
bevor er Clippt. Hier gerne ein kurzes Sweep zum kontrollieren. Ich stelle immer so
ein dass Peaks auf -10dB liegen. Ein Clipping versaut alles zur Unbrauchbarkeit !!!
c) Das Mikro sollte auch einen guten Ständer haben. Ein schwerer Fuß verbessert den
Stand. Das Kabel sollte nicht auf Spannung am Mikro ziehen, das leitet Trittschall
besser weiter. Manche nutzen sogar gerne eine "Spinne" was Rumpeln weiter
verbessert. Ich nutze gerne einen Galgenständer, der sehr hoch gezogen ist und das
Mikro am Kabel auf Messhöhe herunterbaumeln lässt. Was zu nächstem führt:
d) Reflektionen vermeiden: Am Ständer rund ums Mikro auch. Besonders wenn man den
Arm zurück zieht nahe Ständer. Die Halterung kann den Hochton beeinflussen. Generell
sollte man nur Reflektionen in die Messung einbeziehen welche man später auch bei
der Wiedergabe hat. Wobei das auch ein eigenes Kapitel für sich ist
e) die Kalibrierung. Sollte mindestens mal fürs Mikro geladen werden. Die meisten
Mikros senken den Tiefbass gern mal bis zu 5dB und erhöhen auf Achse die oberste
Oktave um 5dB (grob!). Das führt zu zuviel Bass und zu wenig Hochton in der
Korrektur. Ohne Cal kann man zwar grobe Mitteltonfehler und Bassmoden killen. Eine
perfekte Tonale Balance erreicht man so aber noch nicht. Targetkurven und 1dB genaue
Korrektur kann man also gleich sein lassen!
Hat mans Mikro kalibriert, so kann man auch mal über die Soundkarten Kalibrierung
nachdenken wenn diese nicht gerade über 1000€ kostet. Ein Loop mit Hilfe Kabel
Ausgang-zu-Eingang macht dieses einfach möglich. REW bietet hier 2 separate Cal-
Möglichkeiten an. In Acourate kann man die Mikro Cal mit dem Loop-Inverse falten um
beides zu kombinieren. Die Fehler liegen idR aber eher in der Größenordnung max 1dB
bei 10Hz bzw 20kHz, bei wertigen Karten. Ist halt für die ganz Genauen
g) aus eigener Erfahrung: kauft ein gutes Mikro-Kabel!
Ein 15€ AdamHall sollte
schon mind. drin sein. Wackler killen alles. Wenn oft viel und auch unterwegs
benutzt darf es auch 50€ und mehr kosten, für die HeavyDuty Ausführung.
f) Endkontrolle. Ein gutes Tool ist REW. Es hat schon Pegelassistenten mit
verschiedenen Rauschsignalen und Aussteuerungsanzeigen. Das hilft gut für den Start.
Auch kann man hier einmal einen Sweep aufnehmen und sich im letzten Reiter einmal
den Logsweep grafisch ansehen. Sind alle Wellen rund? Wenn sie sich oben abflachen,
hat es geclippt. Neu machen. Gibt es schmale Peaks und Spikes auf den Wellen, hat
man Dropouts. Der Hochton ist unbrauchbar. Neu machen. Soundkarte ersetzen, oder und
Treiber / PC.
Ich lade natürlich herzlich zur Korrektur und Ergänzung ein.
Grüße
Josh