Liebe Freunde des sauberen Stroms,
in den letzten Tagen habe ich ein Experiment gemacht mit einem – wie ich finde – erstaunlichen Ausgang. Hiervon möchte ich berichten. Es geht um die Frage nach der optimierten Stromversorgung eines Digitalwandlers, genauer Akku (ohne Ladeelektronik) vs. verschiedene Netzteile. Na, da werden viele von Euch sagen, ist doch klar: Akku ist besser, wenn LiFePo4-Akkus verwendet werden, denn viele im Forum bauen ja um auf Akku-Strom. Aber – ist Akku-Strom wirklich besser? Ist das pauschal wirklich richtig? Und wie hören sich die Unterschiede an?
Bisherige Tests
Ich habe bei den meisten Vergleichen von denen berichtet wurde und die ich z.T. auch selbst gemacht habe immer ein Problem damit, dass ich nicht direkt vergleichen kann. Man hört z.B. den DAC mit der einen Stromversorgung, dann steht man auf, stöpselt um und hört ihn dann mit der anderen. Für meinen Geschmack liegt da (1) zu viel Zeit zwischen den Durchgängen. Und dann haben wir – na ja – (2) den psychologischen Effekt, dass man halt weiß, was gerade spielt. Bei großen Unterschieden ist das ja kein Problem, aber bei ganz geringen Unterschieden wird es schon schwieriger.
Und dann kommt ein dritter Aspekt hinzu: (3) die möglichen Seiteneffekte. Wenn ich ein Netzteil habe, das über die Stromkette Wirkungen auf andere Netzteile hat, ist der Vergleich zum Akku vielleicht „nur“ ein Vergleich veränderter Seiteneffekte. Oder wenn sich durch das Weglassen des Netzteils die Masseführung verändert, dann sind die gehörten Änderungen eben auf die veränderte Masseführung zurückzuführen – wieder ein Seiteneffekt – und nicht auf die unterschiedlichen Stromquellen. Vielleicht könnte man ja die Masseführung optimieren, ohne das Netzteil auszutauschen mit einem ähnlichen Ergebnis?
Eigenschaften meines Tests
Zunächst einmal (1) möchte ich Akku gegen Netzteil direkt vergleichen können durch ein Hin- und Herschalten unter sonst identischen Bedingungen. Dann möchte ich (2) so vergleichen, dass ich nicht weiß was gerade spielt. Aber ich möchte mir das auch länger und in Ruhe anhören können. Kein hektischer Blindtest, wo nichts dabei herauskommt. Gut ist es dabei, wenn ich die Meinung von anderen Hörern reflektiert bekomme, ohne dass sie mich beeinflussen in meiner Meinung. Und (3) will ich alle Seiteneffekte so weit wie möglich reduzieren.
Testaufbau
Wie habe ich das gemacht? Na ja, Ihr kennt mich ja schon ein bisschen. Es geht mit der Bandmaschine, einer geeigneten Aufnahme und einem exzellenten ADC.
Zunächst habe ich mir (im Prinzip nach einer Steilvorlage von Fujak; technische Daten kamen auch von Ralf Koschnicke) eine sehr simple Akku-Stromversorgung unter Verwendung von LiFePo4-Akkus gebaut, für Aufnahmezwecke ganz ohne Ladeteil.
Kette ist (unter optimierten Bedingungen):
- Tonbandmaschine M15A →
- arfi-ADC2 (mit unterschiedlicher Stromversorgung) →
- Fireface UC →
- Tablett-Computer
- Aufzeichnung mit Digicheck Global Record
- Nachbearbeitung mit WaveLab (Schnitt, Verstärkung, Dithering).
Als Stromversorgungen für den ADC habe ich folgende Optionen durchgetestet:
- LiFePo4-Akkus (siehe Bild)
- arfi-PSU
- Daniel-Netzteil (mit Grounding)
Digitalisierungsstation auf massiver Schieferplatte im geerdeten, abgeschlossenen 19 Zoll Gehäuse, integriert in die Metall-Truhe der Tonbandmaschine
Alle für die Digitalisierung nicht benötigten Stromkreise sind ausgeschaltet. Die Tonbandmaschine sitzt in ihrer geerdeten Metall-Truhe im Faradayschen Käfig. Ebenso sitzt der ADC inklusive Stromversorgung im geschlossenen Metall-Gehäuse. Das weitere Aufzeichnungs-Equipment (Fireface UC, Computer) ist räumlich getrennt. Das Fireface UC wird von einem Peaktech-Netzteil versorgt, das in einem anderen Stromkreis (andere Phase) hängt, als die Tonbandmaschine. Der digitale Datentransport zwischen ADC und Fireface läuft über SPDIF mit zusätzlicher galvanischer Trennung. Der Tablet-Computer für die Aufzeichnung läuft über seinen Akku.
Die für den Test verwendete Masterband-Kopie liefert sehr viel Feindynamik und Räumlichkeit und hat sich für feinste Unterschiede in verschiedensten Tests schon bewährt.
Das Interessante an diesem Setup ist das Folgende: Wir vergleichen hier exakt die Ketten mit denen ich möglichst hochwertige Digitalisierungen machen möchte. Und es ist wirklich ceteris paribus.
Da das Tonband, jedes mal wenn es gespielt wird, immer wieder leicht unterschiedliche Ergebnisse liefert, habe ich jeweils zwei Aufnahmen gemacht je Spannungsquelle. Also insgesamt 6 Aufnahmen. Die resultierenden 6 Dateien habe ich unter Verwendung eines Zufallsgenerators nummeriert.
Hörberichte
Die Ergebnisse habe ich mir in Ruhe angehört, aber auch anderen zum Hören gegeben. Zwar hören sich die Dateien ganz leicht unterschiedlich an, offenbar aber deswegen, weil die Bandmaschine immer ganz leicht unterschiedlich spielt. Kein Hörer hat aus den Dateien heraushören können, mit welcher Stromversorgung der ADC gespeist wurde. Akku-Strom, arfi-PSU und Daniel-Netzteil sind nicht signifikant unterscheidbar!
Fazit
Die oben skizzierten Wunschliste konnte ich bei diesem Test recht gut erfüllen. (1) sind die digitalisierten Dateien in Ruhe vergleichbar und nach Belieben umschaltbar, wiederholbar so oft es gewünscht ist. (2) ist beim Hören unbekannt, welche Stromversorgung bei der Aufzeichnung verwendet wurde. Ich weiß es zwar, aber die anderen Hörer nicht. Es bleibt nur das Hören und es sind keine anderen Informationen verfügbar. (3) Die Seiteneffekte sind auf ein Minimum reduziert, da während der Digitalisierung alle übrigen Komponenten abgeschaltet waren.
Das Ergebnis gibt mir etwas zu denken. Ich glaube momentan, dass es vor allem die Isolation der verwendeten Komponenten ist, also die „fehlenden“ Seiteneffekte, die zu keinem signifikanten Ergebnis führen. Würde man die drei Spannungsquellen messtechnisch vergleichen, würde man sie ziemlich sicher unterscheiden können. Aber mit dem Gehör scheint das bei diesem Test nicht zu gehen. Und das spricht, finde ich, für gute Netzteile, gute Erdung und elektrische Abschirmung. Akku-Versorgung muss nicht immer besser sein aber auch nicht schlechter.
Viele Grüße
Harald