Hallo in die Runde
In diesem diesem Faden wurde bis anhin richtigerweise auch die Frage diskutiert, ob sich im regulären Audiobetrieb, d.h. ohne die brachiale Hammeranwendung, die Resonanzen des Korbes anregen lassen. Und falls ja, zu welchem Ausmass. Diese Frage habe ich nun mit der folgenden Messreihe, wenigstens für mich, geklärt. Ich habe zwischenzeitlich nochmals etwas vertiefter in die Messkiste gegriffen ... und kann definitiv Entwarnung geben. Wenigstens für meine Anwendung.
Ausgangsposition: Ich möchte den getesteten W22 bis 610Hz betreiben und hatte bei 1000Hz eine heftige Korbresonanz des frei aufgehängten Chassis entdeckt, wenn ich den Befestigungsflansch von hinten mit einem Hämmerchen anschlage. Die Frage war, ob ich den Korb bedämpfen müsste oder andere Massnahmen zu treffen hätte, damit das Chassis im regulären Audiobetrieb einsetzbar würde (als freischwingender Dipolstrahler).
Zunächst zur der Aufhängung des DUT ...:
... und zur Position des Messmikrofons:
Zur Rekapitulation der Hammeranregung nun folgende Messresultate:
1. Passiv Hammer von hinten an den Befestigungslochflansch des Korbes, mittig zwischen zwei Streben:
2. Passiv Hammer von hinten an den Befestigungslochflansch des Korbes, in unmittelbarer Nähe einer Strebe:
3. Passiv Hammer von hinten an die Rückseite des Magneten:
4. Passiv mit den Fingernägeln von vorne an die Membran geknallt:
Nun zu den aktiven Tests, bei welchen ein Signal über die Schwingspule eingespeist wurde. Das Testsignal ist ein Sinussignal über 4 Zyklen, welches mit einer Cosinus-Funktion gefenstert ist. Nachzulesen bei S.Linkwitz unter dem Stichwort "stored energy".
Zuerst natürlich das Signal mit dem 1000Hz-Sinus, wo die Korbresonanz liegt, und als Kontrolle die Anregung bei 800Hz und bei 1250Hz:
Ich sehe da überhaupt keinen wesentlichen Unterschied im Nachschwingverhalten.
Dann noch zwei Kontrollmessungen bei 0.5 F_res und 2 F_res, d.h. bei 500Hz und bei 2000Hz:
Bei 2000Hz macht sich möglicherweise bereits die Resonanz der Magnesiummembran (bei 4700Hz), oder aber andere Artefakte bemerkbar. 500Hz sind clean und dienen als Referenz für die Messungen bei 800-1000-1250Hz. Alles sieht bis 1250Hz also bestens aus. Und wie sieht es zwischen 1250Hz und 2000Hz aus, d.h. bei 1600Hz?
Auch schon bei 1600Hz manifestieren sich bereits stärkere Unsauberkeiten beim Ein- und Ausschwingen.
Fazit: Dieses Chassis sollte bis 1250Hz im Normalbetrieb absolut clean sein, trotz einer realitätsfremd, aber experimentell anregbaren,intensiven Korbresonanz bei 1000Hz. Bei der angestrebten Verwendung mit einer oberen X-over bei 610Hz (-6dB) und unter Verwendung einer Acourate-spezifischen, adaptiven NT1-Weiche mit -200dB@1200Hz ist das Chassis völlig ok.
Nachgemessene Grüsse
Simon