Nabend,
ich war am Freitag bei Hifi Einklang verschiedene passive Lautsprecher probehören und konnte jetzt erst Zeit finden, um meine Eindrücke zu schildern.
Ursprünglich hatte ich dort angerufen, um mich über mein Brummschleifenproblem zu informieren. Jedenfalls hatte ich bei der Gelegenheit nachgefragt, ob bzw. weshalb sie keine LS der Marke Guru mehr führen. Wenn ich mich nicht irre, war Einklang das einzige Hifi-Geschäft in Deutschland, bei dem man die Gurus Probehören konnte und die waren ja auf meiner Liste. Von der Homepage waren sie jedenfalls verschwunden.
Ich telefonierte also mit dem Ladeninhaber Sebsatian Grimm und er erläuterte mir, dass man mit der neusten Generation von Guru-LS nicht mehr zufrieden war und diese aus dem Sortiment genommen hat. Aber er hat noch eine Guru QM10two der ersten Generation bei sich zu Hause und muss diese auf Wunsch seiner Frau (oder Befehl?
) wegen des heimischen Lautsprecherüberangebots wieder in den Verkauf geben. Er schwärmte bei unserem Gespräch von den Gurus und meinte es fällt ihm sehr schwer diese abzugeben. Er versicherte mir, dass die Gurus auch für das Nahfeld geeignet sind.
Kurz gesagt, ich habe dann gleich einen Hörtermin vereinbart und mir noch die KEF LS50 dazugewünscht. Am Freitag also hin und sofort ein informatives Gespräch mit Sebastian Grimm begonnen. Überhaupt kann ich den Laden jedem nur ans Herz legen. Es ist nicht der größte Laden (trotzdem verfügen sie über eine große Produktpalette) aber das machen sie mit dem tollen Service und der angenehmen Atmosphäre wieder wett. Ich habe mich selten so gut betreut gefühlt.
Dann ging es ans Eingemachte. Die Gurus wurden aufgebaut und ich konnte in Ruhe über Tidal Musik nach Wunsch hören. Bei dem Verstärker handelte es sich um einen Moon und gestreamt wurde über einen Bluesound Note. Was mir zuerst aufgefallen ist, war das coole Aussehen der QM10two. Ich finde zu einem tollen LS gehört auch ein tolles Design und vom Aussehen her hätte ich ihn sofort mitgenommen.
Das erste Lied wurde von Sebastian angestoßen. Es handelte sich um ein typisches Stockfisch-Lied mit Frauenstimme. Der Verstärker war ordentlich aufgedreht und ich war gleich mal von der Lautstärke und der Sauberkeit des Klangs überrascht. Die kleinen Boxen können verzerrungsfrei laut spielen und zeigten auch, dass die Werksangaben von 30 Hz nicht übertrieben sind. Der Bass war sehr gut, wenn auch nicht ganz so punchig wie der der Neumann KH120. Jedenfalls habe ich aber bei solchen Liedern in der Lautstärke oft das Problem, dass die Vocals in meinen Ohren zum Schreien neigen. Das war auch hier der Fall, liegt aber denke ich eher an mir.
Dann habe ich mir selbst die Musik ausgesucht. Etwas Hans Zimmer hier, etwas Chris Cornell da. Lieder die ich kenne, die gut produziert wurden, aber nicht zu meinen bevorzugten Musikrichtungen gehören. Alle Lieder meisterten die Gurus mit Bravour, wobei ich mir manchmal etwas mehr Attacke gewünscht hätte. Die große Stärke der LS ist deren Natürlichkeit im Klang (Gitarren klangen noch nie so echt), die seidige Wiedergabe und das Kunststück gleichzeitig analytisch und musikalisch zu klingen. Eigentlich alles was man sich wünscht.
Allerdings ging es von da an für mich bergab.
Ich ließ die LS dann so eng und so nah zusammenrücken, wie es ungefähr bei mir der Fall wäre. Ich fand, das tat dem Klangbild nicht gut. Der Klang wurde irgendwie unstimmig. Ich habe dann Sebastian mal im Nahfeld hören lassen und er fand es perfekt. Für ihn standen z.B. die Stimmen hinter den Lautsprechern für mich kamen sie direkt aus den Lautsprechern und lösten sich nicht, Holzohr halt.
Ich hörte dann noch meine alltägliche Musik aber ich merkte, dass die Gurus unter meinen heimischen Bedingungen nicht passten. Dennoch bin ich mir sicher, dass für viele hier die Gurus die perfekten LS wären.
Ich habe danach mit Sebastian gesprochen und er verstand was ich mir vorstelle, meinte aber in meinem Preisbereich gibt es so etwas nicht. Ich habe daraufhin vorgeschlagen mal die KEF LS50 zu probieren. Er war skeptisch und meint,e die würden noch weniger zu meinen Vorstellungen passen. Ich hoffte auf das Coax-Prinzip und wurde nicht enttäuscht. Bei den Kefs löste sich der Klang besser im Nahfeld, was mir Sebastian bestätigte, und war auch sonst sehr gefällig. Leider war der Bass zu schwach und meine Syrincs sind etwas detaillierter. Also sind auch die Kefs ausgeschieden.
Nach einigem Überlegen schlug Sebastian dann die Linn Majik 109 vor. Tatsächlich spielten die Linn im Nahfeld am räumlichsten. Alles andere war auf dem Niveau der LS50. Der Bass war ähnlich schwach aber präziser. Ich hätte mir beide Lautsprecher (mit Subwoofer) sehr gut vorstellen können, wenn ich nicht schon die Syrincs hätte. Der Mehrgewinn war mir zu klein und einige Sachen können meine Syrincs besser. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um ein Upgrade oder eher ein Sidegrade handeln würde.
Der Gag des Tages kam, als ich meine Enttäuschung über die Dynaudio Xeos äußerte. Das ließ Sebastian nicht auf sich sitzen und schloss mal eben die Xeo 6, die meine Eltern auch bei sich im Wohnzimmer haben, an. Tja, die klangen wie die Lautsprecher meiner Eltern nur ein paar Preisklassen darüber. Es war für mich wirklich erstaunlich, was Raum, Aufstellung (bei meine Eltern stehen sie mehr als suboptimal) und Zuspieler alles ausmachen können. Die Xeos waren für mich die besten LS des Tages. Ich bin dann leider ohne LS aber mit tollen Eindrücken nach Hause gegangen.
Das war länger als ich beabsichtigt hatte. Zum Abschluß möchte ich sagen, dass es sich hier um oberflächliche Eindrücke handelt und ich einen LS erst nach einigen Tagen in heimischer Umgebung richtig einschätzen kann.
Grüße
Stefan
p.s. Man möge mir meine Rechtschreibfehler verzeihen.