Verfasst: 01.04.2018, 12:33
Hallo Christian,
ich bin auch bekennender „Hornist“.
In einem Raum mit reichlich Nachhall sind sie aus meiner Sicht die bessere Wahl.
(Ich hatte vor vielen Jahren mit einer Lua ConFuoco in einem „modernen“ Wohnzimmer angefangen, aber Seitenbass und Kalotte machten ohne Absorber keinen Spaß.)
Zwischenzeitlich höre ich mit einem 3Wege-DIY-Horn, das wunderbar in allen Belangen spielt.
Acourate macht es einem leicht einen LS auf höchstem Niveau zu bauen, der im Laden den Faktor 10 bis 20 mehr kosten würde.
Einige Gedanken zu Deiner Frage „Weit weg oder nah dran?“ und anderen Aspekten:
- Einfachste Antwort: So, wie es mehr Spaß macht!
(Ich habe nur ein kleines Musikzimmer, also müssen die LS dicht an der Wand stehen. Hörentfernung ca. 2,4m und viele Absorber! Aber es macht sehr viel Spaß!)
- Vom Bild her würde ich 2 mal 12“ im Bass vermuten. So habe ich auch mal angefangen, war aber aus folgenden Gründen unzufrieden:
+ es waren „HiFi-Bässe“ (Bass eher weich und rund.)
+ wenn man das Gehäuse senkrecht zum Boden aufstellt, hat man eine Wegdifferenz vom Bass A zum Ohr und vom Bass B zum Ohr. Das macht für den Schall eine Laufzeitdifferenz. Das Kann man mit Acourate auch messen: Einmal einen Logsweep oberen Bass A und HT und einmal unteren Bass B und HT messen, (vorher Bass und HT mit TD Rotation um definierte Samples z.B. 3000 verschieben). Durch die verschiedenen Laufzeiten der Signale kann es zu destruktiven Interferenzen (Auslöschung) kommen. (Beispiel: Wegdifferenz sind 17cm, bei 1000Hz (Wellenlänge 34cm) gibt es dann gerade eine destruktive Interferenz.
Lösungsmöglichkeiten:
1. Bassabteil so weit nach hinten kippen, dass Dein Blick vom Hörplatz aus senkrecht auf die Bassboxfront fällt. Dann gibt es für das Signal aus Chassis A und B keine Laufzeitunterschiede.
Dann musst du allerdings dein Horn um den selben Winkel nach vorne kippen.
2. Aus einer zwei-Wege Box eine drei-Wege-Box machen und mit Acourate die Differenz der Laufzeiten anpassen.
3. Aus einer zwei-Wege Box eine 2,5 Wege Box machen. Bässe bis 100-200Hz parallel, oberhalb den unteren Bass mit z.B. 12dB/Oktave aus dem Rennen nehmen.
(Variante 3 ist aus meiner Erfahrung die beste: Viel Membranfläche, wo man sie benötigt. Variante 1 ist die billigste. Man braucht nur ein paar Keile!
Wenn Du die Focal-LS mal ansiehst, dann sind die häufig im Bass nach hinten geneigt. Warum wohl nur? )
- Du solltest, egal in welchem Abstand sich deine LS von der Rückwand befinden, immer einen Teppich davor legen, um die Reflexionen vom Boden zu verringern.
- Deine Logsweeps:
1. In der Amplituden-Ansicht kannst du eine Reihe von Minima erkennen. Einige sind auf die Wand im Rücken der LS zurückzuführen. Allison-Efect in Acourate genannt. Speaker-Boundary Interference Response (SBIR) heißt es auch. Hier ist es ganz gut erklärt:
http://arqen.com/acoustics-101/speaker- ... erference/
Wenn Du Deine Boxen durch den Raum rückst und jeden Standort mit Acourate dokumentierst, wirst Du erkennen, dass sich die Minima bewegen. Acourate hilft, da die „Allison-Entfernung“ mit dem Mauszeiger gekoppelt angegeben wird. (Wenn Du einen Zollstock nimmst und die Entfernung der Vorderkante des LS von der Rückwand hinter dem LS misst, kannst Du herausbekommen, welche Minimum auf die Rückwand zurückzuführen ist. Allerdings gilt das nur Frequenzen unter ca. 500Hz, da diese sich auch um die LS herum ausbreiten.)
Willst Du die Minima vermeiden, dann muss der LS wie im Studioraum in die Wand eingelassen werden oder weit von der Rückwand entfernt stehen.
(z.B. 34Hz → Wellenlänge 10m → viertel davon→ 2,5 m; MaW: Wenn Du kein Minimum bei 34Hz willst müssen Deine LS weiter als 2,5m von der Rückwand entfernt stehen. )
Da die LS und Hörplatz im Dreieck stehen, geht die Reflexion über den ersten Reflexionspunkt an der Rückwand. Man muss also leicht schräg messen. Reflexionspunkte alle mit dem Spiegel bestimmen.
(Wenn der Abstand zur Rückwand nicht 0 betragen kann und auch nicht mehr als 4m, dann kann man nur noch mit Absorbern arbeiten.)
Steilflankige Minima hört man jedoch nicht! (Deshalb Psychoacustic in Acourate mit Macro1 benutzen.)
2. In der TD ist ein weiteres steilflankiges Maxima (also HT) nach dem Hauptimpuls zu sehen. Das scheint wenigstens rechts zu sein (grün). Ich vermute, das kommt über die Scheibe rechts vom LS (oder über die Decke). Da hilft am Reflexionspunkt nur ein Absorber/Diffusor für den Hochton.
(Wenn Du zwischen links und rechts einen Unterschied hast, weil z.B. links neben der linken Box eine „schallweiche“ Fläche (z.B. Vorhang) und rechts neben dem rechten LS eine schallharte Fläche (z.B. Fenster), dann verschlechtert sich das IACC.
(Hörner im Nahbereich dürfen auch gerne ein IACC bei 10ms von über 90 % haben!!!)
- 1000Hz ist Deine Trennfrequenz zwischen HT und TT:
Ein Horn ab 1000Hz habe auch schon mit einem Tractrix probiert. (War auch so bei meiner Bullfrog. Da waren es sogar 900Hz Trennfrequenz.) Das ging, aber nicht gut.
1000-2000-4000-8000-16000 sind vier Oktaven, das ist häufig zu viel für eine Horn/Treiber-Kombination. 2,5 bis drei Oktaven werden in der Regel empfohlen.
Man kann es aber auch mit Waveguides versuchen. (Da habe ich aber keine Erfahrungen. DIY-Audio.com, dann Geddes oder Autotech oder JMMLC suchen.)
- Investiere kein weiteres Geld in Treiber ohne Beryllium Diaphragma. Diese klingen so viel besser!
(Radian oder TAD oder JBL mit Truextent Beryllium)
- Welche 12“ Chassis hast Du verwendet?
- Stecken die Bässe in einer BR-Box oder ist sie geschlossen?
So mehr fällt mir erstmal nicht ein.
Sorry, aber Du hast nach Erfahrungen gefragt.
Gruß Torsten
ich bin auch bekennender „Hornist“.
In einem Raum mit reichlich Nachhall sind sie aus meiner Sicht die bessere Wahl.
(Ich hatte vor vielen Jahren mit einer Lua ConFuoco in einem „modernen“ Wohnzimmer angefangen, aber Seitenbass und Kalotte machten ohne Absorber keinen Spaß.)
Zwischenzeitlich höre ich mit einem 3Wege-DIY-Horn, das wunderbar in allen Belangen spielt.
Acourate macht es einem leicht einen LS auf höchstem Niveau zu bauen, der im Laden den Faktor 10 bis 20 mehr kosten würde.
Einige Gedanken zu Deiner Frage „Weit weg oder nah dran?“ und anderen Aspekten:
- Einfachste Antwort: So, wie es mehr Spaß macht!
(Ich habe nur ein kleines Musikzimmer, also müssen die LS dicht an der Wand stehen. Hörentfernung ca. 2,4m und viele Absorber! Aber es macht sehr viel Spaß!)
- Vom Bild her würde ich 2 mal 12“ im Bass vermuten. So habe ich auch mal angefangen, war aber aus folgenden Gründen unzufrieden:
+ es waren „HiFi-Bässe“ (Bass eher weich und rund.)
+ wenn man das Gehäuse senkrecht zum Boden aufstellt, hat man eine Wegdifferenz vom Bass A zum Ohr und vom Bass B zum Ohr. Das macht für den Schall eine Laufzeitdifferenz. Das Kann man mit Acourate auch messen: Einmal einen Logsweep oberen Bass A und HT und einmal unteren Bass B und HT messen, (vorher Bass und HT mit TD Rotation um definierte Samples z.B. 3000 verschieben). Durch die verschiedenen Laufzeiten der Signale kann es zu destruktiven Interferenzen (Auslöschung) kommen. (Beispiel: Wegdifferenz sind 17cm, bei 1000Hz (Wellenlänge 34cm) gibt es dann gerade eine destruktive Interferenz.
Lösungsmöglichkeiten:
1. Bassabteil so weit nach hinten kippen, dass Dein Blick vom Hörplatz aus senkrecht auf die Bassboxfront fällt. Dann gibt es für das Signal aus Chassis A und B keine Laufzeitunterschiede.
Dann musst du allerdings dein Horn um den selben Winkel nach vorne kippen.
2. Aus einer zwei-Wege Box eine drei-Wege-Box machen und mit Acourate die Differenz der Laufzeiten anpassen.
3. Aus einer zwei-Wege Box eine 2,5 Wege Box machen. Bässe bis 100-200Hz parallel, oberhalb den unteren Bass mit z.B. 12dB/Oktave aus dem Rennen nehmen.
(Variante 3 ist aus meiner Erfahrung die beste: Viel Membranfläche, wo man sie benötigt. Variante 1 ist die billigste. Man braucht nur ein paar Keile!
Wenn Du die Focal-LS mal ansiehst, dann sind die häufig im Bass nach hinten geneigt. Warum wohl nur? )
- Du solltest, egal in welchem Abstand sich deine LS von der Rückwand befinden, immer einen Teppich davor legen, um die Reflexionen vom Boden zu verringern.
- Deine Logsweeps:
1. In der Amplituden-Ansicht kannst du eine Reihe von Minima erkennen. Einige sind auf die Wand im Rücken der LS zurückzuführen. Allison-Efect in Acourate genannt. Speaker-Boundary Interference Response (SBIR) heißt es auch. Hier ist es ganz gut erklärt:
http://arqen.com/acoustics-101/speaker- ... erference/
Wenn Du Deine Boxen durch den Raum rückst und jeden Standort mit Acourate dokumentierst, wirst Du erkennen, dass sich die Minima bewegen. Acourate hilft, da die „Allison-Entfernung“ mit dem Mauszeiger gekoppelt angegeben wird. (Wenn Du einen Zollstock nimmst und die Entfernung der Vorderkante des LS von der Rückwand hinter dem LS misst, kannst Du herausbekommen, welche Minimum auf die Rückwand zurückzuführen ist. Allerdings gilt das nur Frequenzen unter ca. 500Hz, da diese sich auch um die LS herum ausbreiten.)
Willst Du die Minima vermeiden, dann muss der LS wie im Studioraum in die Wand eingelassen werden oder weit von der Rückwand entfernt stehen.
(z.B. 34Hz → Wellenlänge 10m → viertel davon→ 2,5 m; MaW: Wenn Du kein Minimum bei 34Hz willst müssen Deine LS weiter als 2,5m von der Rückwand entfernt stehen. )
Da die LS und Hörplatz im Dreieck stehen, geht die Reflexion über den ersten Reflexionspunkt an der Rückwand. Man muss also leicht schräg messen. Reflexionspunkte alle mit dem Spiegel bestimmen.
(Wenn der Abstand zur Rückwand nicht 0 betragen kann und auch nicht mehr als 4m, dann kann man nur noch mit Absorbern arbeiten.)
Steilflankige Minima hört man jedoch nicht! (Deshalb Psychoacustic in Acourate mit Macro1 benutzen.)
2. In der TD ist ein weiteres steilflankiges Maxima (also HT) nach dem Hauptimpuls zu sehen. Das scheint wenigstens rechts zu sein (grün). Ich vermute, das kommt über die Scheibe rechts vom LS (oder über die Decke). Da hilft am Reflexionspunkt nur ein Absorber/Diffusor für den Hochton.
(Wenn Du zwischen links und rechts einen Unterschied hast, weil z.B. links neben der linken Box eine „schallweiche“ Fläche (z.B. Vorhang) und rechts neben dem rechten LS eine schallharte Fläche (z.B. Fenster), dann verschlechtert sich das IACC.
(Hörner im Nahbereich dürfen auch gerne ein IACC bei 10ms von über 90 % haben!!!)
- 1000Hz ist Deine Trennfrequenz zwischen HT und TT:
Ein Horn ab 1000Hz habe auch schon mit einem Tractrix probiert. (War auch so bei meiner Bullfrog. Da waren es sogar 900Hz Trennfrequenz.) Das ging, aber nicht gut.
1000-2000-4000-8000-16000 sind vier Oktaven, das ist häufig zu viel für eine Horn/Treiber-Kombination. 2,5 bis drei Oktaven werden in der Regel empfohlen.
Man kann es aber auch mit Waveguides versuchen. (Da habe ich aber keine Erfahrungen. DIY-Audio.com, dann Geddes oder Autotech oder JMMLC suchen.)
- Investiere kein weiteres Geld in Treiber ohne Beryllium Diaphragma. Diese klingen so viel besser!
(Radian oder TAD oder JBL mit Truextent Beryllium)
- Welche 12“ Chassis hast Du verwendet?
- Stecken die Bässe in einer BR-Box oder ist sie geschlossen?
So mehr fällt mir erstmal nicht ein.
Sorry, aber Du hast nach Erfahrungen gefragt.
Gruß Torsten